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Nils Michalke

Von Kamerun nach Kenia: Nils wirkt für Klimagerechtigkeit

Eine persönliche Perspektive

Mrunal Dhenge

Ein Jahr Freiwilligendienst in Kamerun – damit beginnt Nils’ Geschichte. Heute, knapp sechs Jahre später, studiert er Umwelttechnik in Kenia. Seine Vorstellung von Nachhaltigkeit hat sich auf diesem Weg gewandelt: durch Erlebnisse im Alltag und durch die Erkenntnis, wie verschieden die Welt mit Umweltproblemen umgeht.

Als Nils als erster Freiwilliger seiner deutschen Organisation nach Kamerun reiste, hatte er ein klares Ziel: wirklich etwas bewirken. Als begeisterter Radfahrer interessierte ihn auch das Thema Nachhaltigkeit. Vor Ort wurde ihm klar: Nachhaltigkeit sieht hier ganz anders aus – eine Erfahrung, die seinen Blick auf Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit veränderte.

Lernen aus dem Alltag

Was ihm besonders auffiel: In Kamerun wird viel wiederverwendet, repariert statt weggeworfen und Fahrzeuge gemeinschaftlich genutzt. Das wird dort zwar nicht als „Klimaschutz“ bezeichnet, aber für Nils ist klar: Das ist gelebte Nachhaltigkeit - viel mehr als das, was er aus Deutschland kannte.

Seine erste praktische Initiative für sozialen und ökologischen Impact: Über 400 gespendete Fahrräder aus Sachsen wurden nach Kamerun gebracht. Vor Ort lernten die Kinder, wie man Fahrrad fährt – eine einfache, nachhaltige Möglichkeit, mehr Unabhängigkeit zu gewinnen und gleichzeitig praktische Erfahrungen zu sammeln. Für viele, die zuvor kilometerweit zu Fuß zur Schule liefen, bedeutete das eine echte Erleichterung und kostengünstige Mobilität.

Ein Perspektivwechsel

Zurück in Deutschland setzte Nils sein Engagement im Klimaschutz fort und begann ein Studium in Umwelttechnik. Trotzdem fehlte ihm etwas. Seine Erfahrungen in Kamerun hatten ihm gezeigt: Viele Länder des Globalen Südens leben nachhaltiger, als wir oft denken. „Schon vor meinem Freiwilligendienst war ich umweltbewusst. Aber in Kamerun habe ich gelernt: Viele afrikanische Länder sind uns in Sachen Nachhaltigkeit voraus.“

Diese Erkenntnis brachte ihn 2023 für ein Praktikum nach Kenia – und ein Jahr später schließlich zu einem Masterstudium an der Jomo Kenyatta Universität für Landwirtschaft und Technologie. Für Nils eine logische Fortsetzung seiner Lernreise, die in Kamerun begonnen hat.

„Kenia hat einen sehr kleinen ökologischen Fußabdruck. Wenn wir in Europa echten Klimaschutz betreiben wollen, können wir eine Menge von Ländern hier lernen. Aber Klimaschutz allein reicht nicht: Es geht auch um gerechte Partnerschaften mit dem Globalen Süden.“

Neben dem Studium engagiert sich Nils aktiv in der Klimabewegung:

  • Loss and Damage Youth Coalition: Als Mitglied der LDYC setzt er sich für Klimagerechtigkeit ein, auch im Vorfeld von COP28 und beim Africa Climate Summit in Nairobi.

  • Praktische Erfahrungen bei UNHCR: Vor seinem Studium machte Nils ein Praktikum bei UNHCR in Nairobi, wo er an verschiedenen Projekten mitarbeitete, z.B. Dieselgeneratoren in Flüchtlingslagern durch Solaranlagen zu ersetzen.

  • Vernetzt vor Ort: Nils ist gut vernetzt mit Fridays for Future Kenia, pflanzt Bäume, protestiert und arbeitet mit lokalen Aktivist*innen zusammen: „Deren Dringlichkeit inspiriert mich – sie kämpfen gegen Dürren, die wir mitverursacht haben.“

  • Storytelling für Klimagerechtigkeit: Für die Stiftung „Energie & Klimaschutz“ berichtet er als “Energie-Reporter” über lokale Umweltinitiativen, globale Verantwortung und den Weg zu einer gerechten Energiewende.

Klimagerechtigkeit im Fokus

In seiner Rolle als europäischer Vertreter der Loss and Damage Youth Coalition war Nils bei der Africa Climate Summit und der COP28 dabei – ein nächster Schritt in seinem kontinuierlichen Einsatz für Klimagerechtigkeit.

„Die größte Ungerechtigkeit? Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, leiden am meisten. Was wir brauchen, sind Wiedergutmachungen – keine Almosen“, sagt er. Und weiter: „Deutschland zum Beispiel hat massiv zu den globalen Emissionen beigetragen. Ich finde es beschämend, dass europäische Regierungen alles dafür tun, Klimaschäden im eigenen Land zu beheben, aber kaum Verantwortung übernehmen, wenn die Schäden anderswo passieren – wie hier in Afrika.“

Ausblick

Heute lebt Nils in Juja, etwa 40 Kilometer von Nairobi entfernt – und fährt jeden Tag Fahrrad. Das sorgt oft für neugierige Blicke. „Manchmal schauen die Leute, aber das stört mich nicht – Radfahren ist einfach praktisch.“

Sein Rat für zukünftige Freiwillige? „Macht es einfach! Für mich besteht eine klare Verbindung zwischen dem, was ich im Freiwilligendienst in Kamerun gelernt habe, und dem, was ich heute mache.“

Kurz und knapp:

🌍 Stärken des Globalen Südens: Geringer CO₂-Fußabdruck, Reparaturkultur und gemeinschaftliches Handeln zeigen alternative Wege für den Klimaschutz.
🎓 Umgekehrtes Lernen: Lebensstile mit niedrigem Ressourcenverbrauch und progressive Umweltpolitik – Länder wie Kenia können Europa beim Klimaschutz als Vorbild dienen.
🚲 Kleine Taten, große Wirkung: Ob Fahrräder oder Solarpanels – echte Nachhaltigkeit braucht Bescheidenheit und lokale Zusammenarbeit.

Nils in Kamerun
Nils bei einer Protestaktion mit der LDYC
Nils in Kenia