Von der Freiwilligen zur Gründerin
„Ich habe mein Potenzial erst im Freiwilligendienst erkannt“
Als Witness Makundi ihren Süd-Nord-Freiwilligendienst im norddeutschen Kellinghusen begann, war sie ausgebildete Lehrerin mit einem Bachelorabschluss in Education. Heute ist sie Gründerin und Creative Director von We4You, einer NGO in der Kilimandscharo-Region in Tansania. Ihr Weg als Freiwillige im Kindergarten, Café und Projektassistentin in Schleswig-Holstein bis zur Gründung ihrer eigenen Organisation zeigt: Ein Freiwilligendienst kann den Anstoß geben, neue Potenziale zu entdecken – und gesellschaftlichen Wandel anregen.
Freiwilligendienst während der Pandemie – flexibel sein, Chancen nutzen
Witness absolvierte ihren 18-monatigen Freiwilligendienst im Jahr 2019/2020 bei BiBeKu GmbH – Bildung Beruf Kultur. Durch die Covid-Pandemie musste sie besonders flexibel sein: Neben der Arbeit im Projektbüro bei BiBeKu arbeitete sie in einer Kita, einem Begegnungscafé, einer Schule und einem sozialen Wohnprojekt für Geflüchtete. Trotz der Einschränkungen sagt sie rückblickend: „Ich habe jede Woche etwas Neues gelernt – und vor allem, wie wichtig es in Deutschland ist, Fragen zu stellen, wenn man Hilfe braucht.“ Eine besonders prägende Erfahrung war die enge Zusammenarbeit mit ihrem Mentor Markus. Gemeinsam entwickelten sie das Karibu Ujerumani-Heft – einen Willkommensleitfaden für zukünftige Süd-Nord-Freiwillige in Deutschland.
Rückkehr nach Tansania – und ein Neuanfang
Nach ihrer Rückkehr Ende 2020 ließ sich Witness Zeit. „Ich wollte nicht irgendwas machen, sondern das Richtige finden.“ Mit 2.000 Euro Startfinanzierung aus einer pandemiebezogenen Initiative von einem Freund begann sie 2021, Workshops an Schulen durchzuführen – und merkte schnell: Für ihre Ideen braucht sie eine Struktur. So wurde im August 2021 We4You gegründet.
Was macht We4You?
Die NGO arbeitet heute in drei zentralen Programmbereichen:
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Digitale Bildung (ICT): Schüler*innen und Lehrkräfte an Grundschulen lernen, digitale Tools sinnvoll im Unterricht zu nutzen – von der Computernutzung bis hin zu digitaler Schulverwaltung.
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Schulgärten: In zwei Schulen baut We4You mit Schüler*innen Gemüse an, um Schulverpflegung lokal und gesund zu gestalten.
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Frauenförderung in der Agrarwirtschaft: Allein 2023 wurden über 80 Frauen in nachhaltiger Landwirtschaft geschult und mit Märkten vernetzt, um bessere Preise für ihre Produkte zu erzielen und ihre Lebensgrundlage zu verbessern.
Aufbauen, scheitern, weitermachen
2022 hatte We4You kaum Mittel. Witness arbeitete nebenbei bei JEKMA, einem Partnerprojekt mit Bezug zur Rafiki Foundation in Deutschland. 2023 dann der Durchbruch: Fördermittel von Bingo Lotto über eine deutsche NGO, ein wachsendes Team, mehr Anträge – und das klare Ziel: nachhaltiges Wachstum. Mit ihren Projekten hat We4You schon über 434 Personen erreicht. Das nächste Ziel? Noch mehr junge Menschen in benachteiligten Regionen erreichen.
Netzwerke als Schlüssel
Für Witness ist klar: Ohne die weltwärts-Kontakte wäre dieser Weg schwieriger gewesen. „Wenn Alumni eine Idee haben, brauchen sie einen Ort, um sie zu zeigen und weiterzuentwickeln. Die Community bietet genau das – Beratung, Kontakte, Glaubwürdigkeit.“ Sie erinnert sich: „Wenn ich zu Beginn Zugang zu so einer Community gehabt hätte, hätte ich schneller Wirkung zeigen können.“
Ihr Ratschlag an andere Süd-Nord Ehemalige
“Es ist entscheidend, dass Freiwillige wissen, was sie wollen. Wer ein klares Ziel hat, kann Chancen besser erkennen - egal, ob man zurückkehrt, um etwas in der Community zu bewegen, oder im Norden neue Wege geht. Offenheit und Flexibilität helfen dabei, den eigenen Weg zu finden.”
Ihre Vision für die Zukunft?
„Mein Ziel für We4You ist Nachhaltigkeit - Projekte zu schaffen, die langfristigen Einfluss haben. Ich möchte, dass junge Menschen, vor allem aus benachteiligten Gebieten wie dem Lower Moshi, lernen, sich entwickeln und verstehen, dass alles möglich ist. "Letztlich zählt für mich, das Leben von Einzelnen positiv zu verändern – selbst wenn wir nur wenigen Menschen neue Chancen eröffnen, haben wir unser Ziel erreicht.”